In diesem Modul erfahren Sie, wie Sie Spachtel, Grundierung und Füller für die zu reparierende Kunststoffart auswählen sowie richtig vorbereiten und verarbeiten.
Einführung
Seit den 1970er-Jahren werden Stoßstangen, Spoiler, Heckklappen, Zierleisten und Außenspiegel aus Kunststoff gefertigt. Durch Anbauteile aus Kunststoff können sowohl das Gewicht als auch die Herstellungskosten eines Fahrzeugs reduziert werden. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass Kunststoffteile nicht rosten können.
Vorherige Module
Arbeitssicherheit
Schadensbewertung
Vor der Bewertung des Schadens muss das Fahrzeug gründlich gereinigt werden.
Für eine umfassende Bewertung sollte außerdem eine ausreichende Beleuchtung sichergestellt werden. Beulen auf der Lackoberfläche können unter vertikalen Leuchtstoffröhren besser erkannt und bewertet werden.
Bei der Bestimmung der erforderlichen Reparaturart sollten verschiedene Aspekte berücksichtigt werden:
- Größe und Position der Schäden
- Tiefe des Schadens
- nur im Lack
- Beschädigung/Verformung des Kunststoffuntergrunds
- Risse im Kunststoffuntergrund
- Aufwand für Montage und Demontage
- Lackaufbau (zwei- oder mehrschichtige Decklacke, glatte oder strukturierte Oberflächen)
- Auswirkungen auf die Sensoren der Fahrerassistenzsysteme
Empfohlene Grundmaterialien – Kunststoffteile
Einen Überblick über die empfohlenen Grundmaterialien für Kunststoffteile finden Sie in den folgenden Modulen:
Note:
Reines Polypropylen (PP) und Polyethylen (PE) sind nicht lackierbar.
Diese Kunststoffe werden in der Regel in Teilen eingesetzt, die nicht lackiert werden (wie z. B. die innere Radlaufverkleidung). Für zu lackierende Teile (Stoßstangen) wird das Polypropylen zur Herstellung eines hochwertigen Verbundwerkstoffs beispielsweise zu PP/EPDM aufbereitet.
Reparatur am Fahrzeug oder am demontierten Teil
Im Hinblick auf die Reparaturkosten spielt es eine wesentliche Rolle, ob das Kunststoffteil für die Reparatur demontiert werden muss oder nicht. Hierbei muss auch der Zeitaufwand für die De- und anschließende Wiedermontage sowie das Risiko weiterer Beschädigungen berücksichtigt werden.
Einer Reparatur direkt am Fahrzeug steht in der Regel nichts im Wege, solange die Schadensstelle örtlich begrenzt und der Untergrund keine aufwändigeren Risse oder Brüche aufweist. Dies ist insbesondere dann von großem Vorteil, wenn die Demontage des betroffenen Teils sehr kompliziert und zeitaufwändig ist.
Wenn eine Lackierung des gesamten Teils erforderlich ist, ist eine Demontage oftmals die bessere Methode, da neben dem Zeit- und Kostenaufwand für das Abkleben des betroffenen Teils in diesem Fall die Oberflächenbeschaffenheit der Lackierung eine zentrale Rolle spielt.
Sensoren (Fahrerassistenzsysteme)
Die Sensoren von Fahrerassistenzsystemen können unsichtbar hinter Kunststoffteilen wie z. B. Stoßstangen angebracht sein. Die Leistung dieser Sensoren kann durch die darüber liegende Abdeckung und deren Lackierung beeinträchtigt werden.
Dieser Aspekt muss bei der Reparaturlackierung von Kunststoffteilen berücksichtigt werden. Aus diesem Grund müssen gegebenenfalls vorliegende Informationen des jeweiligen Fahrzeugherstellers genaustens beachtet werden. Nur so kann die Funktionalität des Sensorsystems auch bei einer Reparatur des darüberliegenden Teils sichergestellt werden.
Aus den Angaben des Fahrzeugherstellers können sich Einschränkungen im Hinblick auf die möglichen Reparaturmethoden ergeben. Unter Umständen wird auch ein Komplettaustausch des beschädigten Teils vorgeschrieben.
Weitere Informationen: Radar & Sensoren
Reparaturverfahren bei Kunststoffteilen
Überblick über die freigegebenen Spritzpistolen:
Überblick über die freigegebenen Spritzpistolen:
Reparaturlackierung – Teillackierung
Kleinstschäden und Kratzer können auch ohne die aufwändigere Kunststoffreparatur lackiert werden.
Informationen hierzu finden Sie in folgenden Modulen:
Für das gesamte Verfahren sind lediglich Lackierwerkzeuge und -materialien nötig. Bei tiefergehenden Schäden muss im Anschluss an das Lackierverfahren eine Kunststoffreparatur durchgeführt werden.
Reparaturlackierung – Komplettlackierung
Sofern der Kunststoffuntergrund nicht beschädigt ist, kann das beschädigte Teil mithilfe des neuen Lackierverfahrens repariert werden. Dieses Verfahren umfasst unter anderem den Auftrag des Non-Sanding-Füllers. Informationen hierzu finden Sie im folgenden Modul:
Untergrundreparatur – Kratzer
Detaillierte Hinweise zur „Untergrundreparatur – Kratzer“ finden Sie im folgenden Modul:
Untergrundreparatur – Kratzer
Das Verfahren wird am Beispiel der Reparatur eines Kratzers auf einer Stoßstange verdeutlicht.
Schritt 1: Vorreinigung
Reinigen Sie die Fläche mit einem wasserbasierten Reinigungsmittel
Reiben Sie die Oberfläche trocken.
Reinigen Sie die Kunststoffstelle. Tragen Sie das Reinigungsmittel mit einer Sprühflasche auf und reiben Sie die Oberfläche anschließend mit einem sauberen, fusselfreien Tuch trocken.
Schritt 2: Schleifen und Reinigen
Entfernen Sie Staubreste von dem zu reparierenden Teil mithilfe von Druckluft. Reiben Sie die Fläche anschließend mit einem antistatischen Tuch ab.
Schritt 3: OPTIONALER SCHRITT

Besteht der Untergrund aus PUR-Schaum oder Polyamid (PA), ist eine Vorwärmung des Teils nötig. So können Rückstände von Trennmitteln und Feuchtigkeit entfernt und Haftungsprobleme und Oberflächenschäden vermieden werden.
Erwärmen Sie das Teil für 60 Minuten bei 60°C.
Reinigen Sie die Fläche mit einem Kunststoffreinigungsmittel.
Reiben Sie die Oberfläche trocken.
Reinigen Sie die Fläche dann mit einem wasserbasierten Reinigungsmittel.
Reiben Sie die Oberfläche trocken.
Schritt 4: Spachtel auftragen
Mischen Sie Spachtel und Härter.
1-2 Spritzgänge
Das Mischungsverhältnis ist temperaturabhängig. Weitere Angaben finden Sie in der Technischen Information.
Schritt 5: Trocknung des Spachtels
Schritt 6: Schleifen und Reinigen
Tragen Sie das Reinigungsmittel mit einer Sprühflasche auf.
Schritt 7(A1): Nass-in-nass-Füller-Applikation
Schritt7(A2): Ablüften
Alternativ können Sie auch Grundierung und Schleiffüller verwenden (UV-Grundfüller). Durch die Verwendung von Schleiffüllern wird das Risiko einer Randzonenmarkierung beim Spachtelauftrag minimiert. Bei einem Nass-in-nass-Füller ist ein ausreichender Feinschliff nicht möglich.
Alternativer Schritt (7B1): 1K-Kunststoff-Grundierung (Sprühdose)
Alternativer Schritt (7B3): Schleiffüller auftragen
Alternativer Schritt (7B4): Trocknung
Alternativer Schritt (7B5): Schleifen und Reinigen
Nächster Schritt:
Sie können mit dem Decklack- oder Basislackauftrag beginnen!
Untergrundreparatur – Beulen
Das Verfahren für die Reparatur von Beulen in Kunststoffteilen wird im folgenden Modul beschrieben:
Untergrundreparatur – Risse
Risse in Kunststoffteilen sollten mithilfe eines speziellen Reparatursets für Kunststoffe gemäß den Angaben des Fahrzeugherstellers repariert werden. Anschließend kann die Stelle gemäß dem im folgenden Modul beschriebenen Verfahren lackiert werden:
Spezielle Materialien: GFK/SMC
Der Applikationsprozess bei GFK-/SMC-Materialien ist der gleiche wie für Spachtel und Schleiffüller: